Das nächste Jahr werde ich im tropischen Costa Rica verbringen um dort ein FSJ zu machen. Während dieser Zeit möchte ich Euch hier immer wieder von meinen Erfahrungen und der Arbeit dort berichten und Euch so ein wenig an meinem Abenteuer teilhaben lassen. Viel Spaß beim Lesen und Bilder anschauen! :)



Montag, 7. März 2011

El Paraíso

Da ist eine Straße, die anders ist als alle, die ich bis jetzt in diesem Land gesehen habe. Bis vor einigen Wochen gab es diese Straße noch nicht. Am Anfang und am Ende hört sie einfach auf, überall liegt noch der Schutt rum, es entstehen kleine Lädchen und mittendrin fließt das ganze Abwasser. Doch trotzdem spielen hier die Kinder alle auf der Straße. Die Familien treffen sich vor ihren selbst zusammengewerkelten Häusern, statt sich wie die anderen Costaricaner in ihren 'Gefängnissen' hinter meterhohen Zäunen mit Stacheldraht aufzuhalten. Diese Straße ist so lebendig und auch herzlich, wie ich es ebenfalls noch nicht hier erlebt habe.

Als wir durch diese Straße in "El Paraíso" laufen, wo das Leben der Menschen alles andere als paradiesisch aussieht, habe ich mich plötzlich ganz komisch gefühlt. Auf der Straße sitzt ein Mädchen in ihrem wohl allerschönsten Kleid und spielt mit Steinen. Ein anderes fährt auf einem Fahrrädchen an uns vorbei und ihr bliebt buchstäblich der Mund offen stehen, als sie drei blonde Menschen gesehen hat, die zudem noch eine ganz seltsame Sprache sprechen. Doch genauso wie sie uns angestarrt haben, wusste auch ich nicht wo ich hinschauen sollte und wie ich mich verhalten soll. Ich hab angefangen mich total unwohl zu fühlen in dem, was ich anhatte. Meine zwar alte und zerkratze Armbanduhr habe ich tief in meine Hosentasche gesteckt und mich beinahe geschämt, als diejenigen, die alles haben und nun in ihrer Welt stehen. Gerne hätte ich meine Sachen in dem Moment gegen irgendwelche Lumpen eingetauscht um nicht weiter aufzufallen. Gerne hätte ich auch all das, was mich so beeindruckt und berührt hat in Fotos festgehalten, aber keiner von uns konnte sich dazu überwinden auch nur eine kleine Kamera aus der Tasche zu holen.


Bei dem Besuch der kleinen Adra-Steinfabrik, in der am Ende dieser Straße besondere Bausteine für neue Häuser hergestellt werden, hat sich mir auf jeden Fall nochmal ein anderes Bild eingeprägt. Ein anderes Bild außerhalb der großen Stadt und all dem Tourismus, das mich, über das wie wir leben, ziemlich nachdenklich gemacht hat.

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